Bei meiner Arbeit merke ich täglich, wie die Veränderungen im Zusammenhang mit Corona auch das persönliche Umfeld von uns allen berühren und verändern. Kaum eine Sitzung, in der das nicht irgendwie zum Thema wird. Ganz unterschiedliche Gefühle, Emotionen, Hoffnungen, Ängste sind geweckt. Meistens höre ich heraus, dass sich die Menschen verunsichert fühlen und wieder zurück wollen in ihre Sicherheit, ihre Zuversicht und Gelassenheit bewahren möchten, sich wünschen, dass sie ihre gewohnte Ruhe und ihren Frieden wiederfinden.

Doch wie kommt es, dass wir uns so „durchschütteln lassen“? Was können wir selbst tun, um wieder ins gewohnte Gleichgewicht zu finden?

Dazu muss man verstehen: Unser Bewusstsein (der bewusste Verstand) bestimmt unser Verhalten nur zu maximal 20%. Der weitaus größere Teil, nämlich 80 – 95% unseres Verhaltens wird vom Unterbewusstsein gesteuert, das heißt, wir tun es einfach ohne das Warum oder die Folgen zu hinterfragen. Manches machen wir sogar, ohne uns dessen überhaupt bewusst zu werden: Es läuft völlig automatisiert ab. – Früher in der Schule haben sich viele von uns über wiederkehrende Marotten unserer Lehrer lustig gemacht. – Diese „Marotten“ sind ein anschauliches Beispiel für vollkommen unbewusst ablaufende Programme.

Die meisten dieser Programme sind lebensnotwendig, denn müssten wir als Erwachsene noch bewusst überlegen, wie man Schleife bindet, oder wie ein Fahranfänger noch mit den Augen das richtige Pedal suchen oder überlegen: Wo liegt nochmal der 4.Gang? – Die Menschheit wäre wahrscheinlich längst ausgestorben.

Im Laufe des Lebens sind diese Programme durch Lernen entstanden und machen jeden von uns zu einem einzigartigen Individuum.

Programme, die einmal im Unterbewusstsein angelegt sind, verändern sich nicht so einfach. Das ist auch gut so, denn das gibt uns Beständigkeit und damit verbunden auch Sicherheit.

Es gibt bestimmte Voraussetzungen, die das Unterbewusstsein direkt erreichen und neue Programme entstehen lassen, oder bestehende verändern: Starke Gefühle, besondere Situationen (jeder weiß, wo er war, als am 11.09.2001 der Anschlag aufs World Trade Center geschah), stetige Wiederholungen!

All das erleben wir im Zusammenhang mit Corona. Logisch, dass sich Angst und Verunsicherung breitmachen. Unsere innere Stabilität ist durcheinandergeraten! Das wiederum löst ganz verschiedene andere Gefühle aus: Wut, Schuldgefühle, die verschiedensten Ängste, die primär überhaupt nicht mehr mit Corona zu tun haben, Unsicherheit, ein Schutzbedürfnis, das wir so schon lange nicht mehr hatten.

Es scheint verständlich, dass das ein guter Nährboden für psychische Beeinträchtigungen ist.

Für Ausgleich und Ordnung im Unterbewusstsein würden starke positive Gefühle und Emotionen führen: Vertrauen darauf, dass wir viele Möglichkeiten haben, uns gesund zu erhalten. Vertrauen darauf, dass wir alle gesund und lebensfroh sein wollen und dass jeder auch das, was ihm möglich ist dazu tut.- ganz von sich aus, aus Überzeugung – und nicht, weil es ihm aufgezwungen wird.

Unterschiedliche Arten, die Welt zu betrachten, hat es schon immer gegeben. Deshalb ist noch niemand zu Tode gekommen, wohl aber dann, wenn andere Sichtweisen nicht akzeptiert wurden. Im Familienverband führt das zu Streit und zwischen Völkern? Wohin führt es da?